3. Dezember 2014

Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?

Dass unser Wirtschaftssystem ordentlich kränkelt, merkt man finde ich vor allem in der Vorweihnachtszeit.
Die Leute können sich immer weniger leisten und trotzdem kaufen sie wie die Wahnnsinnigen. Teilhabe an der Konsumkultur ist so wichtig wie nie zuvor - relative Armut heißt das dann, wenn man zwar nicht hungert und nicht friert, aber sich Kino- und Restaurantbesuche, den Flug auf die Malediven und das neueste iPhone nicht leisten kann.
Arbeitslosenzahlen steigen, während jene die Erwerbsarbeit haben immer unzufriedener und ausgebrannter und überarbeiteter werden (und aus Frust mehr kaufen?), die Arbeitsverhältnisse immer ungerechter (All-in-Verträge, ECHT JETZT?!), der Erwerbslebenslauf immer zerspragelter (nach der Uni ist vor der Uni: mit 3 prekären Teilzeitjobs so dahinwurschteln, dazwischen unregelmäßige Arbeitslosigkeit).

Da denkt man sich schon: Warum ist Einkommen eigentlich noch kein Menschenrecht? Und was könnte mit der Konsumspirale passieren, wenn man keine Existenzängste mehr haben muss?

Wer vom Konzept "Bedingungsloses Grundeinkommen" noch nie oder nur den Namen gehört hat - und für alle anderen auch -, für den hab ich jetzt was Schönes zum Nachdenken für die Adventszeit:




Ich mag ja den Schweizer Akzent so gern!


Damit das Bild aber zurechtgerückt wird, hier auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema, wenn du magst:






Wie denkst du über dieses Thema? Wär das was? Oder lieber nicht? Und was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?

10 Kommentare:

  1. Ach, das Grundeinkommen. Ich befürworte es, denke aber, dass es nicht alle Probleme lösen würde. Trotzdem, ein erster Schritt auf dem Weg hin zu einer anderen Einstellung zu Arbeit wäre schön.

    Ich würde mich natürlich dafür einsetzen, die Welt zu verbessern. :) Vielleicht durch Bildungsarbeit, die mache ich jetzt auch schon, aber neben dem am-Lebenslauf-herumgebastel und Geld verdienen bleibt nicht immer die Zeit, die ich gern dafür hätte.

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  2. Die Idee ist ja gut. Aber ich seh das einfach nicht kommen für DE. Hier, wo schon die Linke im Landtag vom Herr Bundespräsident kritisiert wird.

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  3. Wahrscheinlich brauchts mal wieder einen ordentlichen Zusammenbruch, bevor sich was tut...

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  4. ich würde 8 Stunden pro Tag WCs putzen, Müll sortieren, Regale einräumen, Telefondienst machen oder Kugelschreiber zusammenbauen *Ironie aus*.
    Nein, ernsthaft: natürlich würde ich kreativ, lehrend, sozial, philosophisch oder wissenschaftlich arbeiten wollen. Freiwillig, gerne und viel. Aber wer macht denn wirklich freiwillig und gerne die oben genannten Arbeiten, wenn er auch so Grundeinkommen kassieren könnte? Ist nicht abwertend gemeint - aber wie soll denn so eine Gesellschaft wirklich real funktionieren? Ich habe noch KEINEN Vertreter der Grundeinkommens-Idee gehört, der dann auch bereit wäre, diese Arbeiten zu verrichten.

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  5. Ja und nein. Du denkst zu kurz.
    A) du denkst zu akademisch. Es gibt ganz viele Arbeiter, die ihren Job als Müllmann, Putzfrau, Fabriksarbeiterin oder Regaleinschlichter mögen. Sie würden vielleicht auch das BGE gut finden, aber das Konzept befindet sich auch jetztnoch sehr im Elfenbeinturm. Einfache Arbeiter haben vermutlich eben noch nichts davon gehört.
    B) Wir bewerten heute Jobs anders, als wir sie vielleicht durch das BGE bewerten würden. Wenn Menschen nicht mehr so leicht erpressbar sind, weil sie prinzipiell ohne Erwerbseinkommen nicht unter der Brücke schlafen müssen, wenn für die Gemeinschaft essentiell, aber chronisch unterbezahlte Jobs in Pflege, Kindererziehung, Infrastrukturservices wie die Müllabfuhr plötzlich nicht mehr genug Arbeitskräfte finden, weil sichdie Leute so eine erniedrigende Bezahlung nicht mehr antun wollen - Was würde sich bei der Bewertung von Arbeit ändern? Was bedeutet das für die Gehälter von Bankern und Müllmännern? Was ist wichtiger für die Gemeinschaft, saubere Straßen für die Gesundheit unserer Kinder, oder lebensrealitätsfremdes Gezocke an der Börse?
    C) ich arbeite immer schon neben der Uni als Haushaltshilfe im Altenpflegebereich. Ja, es sind auch ordentliche Drecksarbeiten dabei, aber ich mach die Arbeit echt gern.
    Ich sag nicht, dass das BGE das absolut Gelbe vom Ei ist. Ich sehe zum Beispiel die Gefahr einer Re-Hausfrauisierung, dem Zurückdrängen von Frauen aus dem öffentlichen Bereich und weiß nicht, ob das so prickelnd ist. Aber auch wenn ich dein Argument verstehen kann, greift es einfach viel zu kurz.

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    1. ja, da hast du recht, war sicherlich akademisch gedacht und ich habe auch nicht alle Aspekte berücksichtigt. Auch ich mache teilweise "Drecksarbeiten" innerhalb meines Jobs und ich finde strukturerhaltende Jobs auch nicht per se niedrige Tätigkeiten. Es ist aber so, dass ich glaube ein Grundeinkommen könnte in manchen Fällen (wie du sie angeführt hast) sinnvoll sein, während es in anderen Fällen destruktiv wäre - deswegen in SUMME aus meiner Sicht nicht geeignet.
      Abgesehen davon finde ich die Idee interessant, wenn auch eher als Ansporn über die Gesellschaft wie sie jetzt ist, nachzudenken. Denn finanzierbar über Steuereinnahmen, das halte ich persönlich für völlig utopisch. Die momentan vorliegenden Berechnungsmodelle verteuern einerseits für jeden Bürger das tägliche Leben enorm, zusätzlich wird davon ausgegangen, dass die gesamten Steuereinnahmen dann so gut wie ausschließlich zur Auszahlung der Grundeinkommen verwendet werden. Das geht leider einfach nicht...
      LG

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    2. PS: und jetzt lese ich mich durch den Rest des Blogs - der gefällt mir nämlich sehr gut!

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    3. Ich hab nicht so das Gefühl für Zahlen, aber ich hab den Erklärungsansatz so gesehen:
      Wir haben heute schon ganz viele Transfereinkommen. Das sind in Österreich: Pensionen, Arbeitslosengeld, Karenzgeld, Bildungskarenzgeld (=Arbeitslosengeld), Notstandshilfe, Kinderbeihilfe, Wohnbeihilfe, Mindestsicherung, Studienbeihilfe (die bei uns nicht zurückgezahlt werden muss) und noch mehr.
      Ein Grundeinkommen wäre gar nicht so viel anders als das alles zusammen. Im Gegenteil würden die ganzen enormen Verwaltungskosten wegfallen. Und es gibt noch viele andere Nebeneffekte, die die Sache vergünstigen könnten. Studenten zB wären früher mit dem Studium fertig, weil sie nicht 3 Nebenjobs brauchen und würden daher schon viel früher Steuern zahlen.
      Kannst du mir auf dieser Basis kurz erklären oder verlinken, wie sich das trotzdem finanziell nicht ausgehen wird? Ich geb zu, dass ich mich viel stärker mit den sozialen Auswirkungen beschäftigt hab.

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    4. Und es freut mich echt sehr, dass dir unser Blog gefällt! :D

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    5. hmm.... sehr schwierig. erstens findet man sehr sehr wenig dazu, zweitens bin ich auch keine Expertin und drittens ist es ein bisschen eine "Glaubensfrage". Oft wird in Extremen argumentiert, da reicht der Bogen von "die Gesellschaft wird sich völlig neu strukturieren, alles wird besser, alle sind abgesichert und werken glücklich und freiwillig vor sich hin" bis "die Wirtschaft wird zusammenbrechen und die Armut ins Unendliche steigen".
      Was mir aber oft negativ auffällt ist, dass Finanzierungsdebatten im Keim erstickt werden oder Berechnungsmodelle sehr viele Fakten außen vor lassen. Ist mir z.b. in dieser Diskussionsrunde stark aufgefallen, erst ganz zum Schluss in wenigen Sätzen abgehandelt und dann abgewürgt. Experten hätten sich gerne geäußert, kamen aber nicht dazu: https://www.youtube.com/watch?v=iCXAYA5ds3Y.
      Ich bin halt auf der Zweifler-Seite ;-). Hier ein paar Punkte, die ungelöst bleiben, selbst wenn das BGE finanziert werden KÖNNTE (hängt ja auch sehr von der Höhe ab):
      Sozialleistungen sollen doch weiterhin vom Staat finanziert werden (auch mit 1500 Euro benötige ich immer noch gratis Kindergarten, Schule,..), dafür wäre aber kein Geld mehr in der Staatskasse.
      Insgesamt werden also mehr Steuereinnahmen benötigt. Wer soll diese liefern, wenn man davon ausgeht, dass Menschen ihre Arbeitszeit reduzieren wollen oder unliebsame Aufgaben ablehnen.
      Falls die Mehrwertsteuer auf 30 % steigt, kann ich mir viel weniger leisten. Weniger Produktivität einerseits und höhere Kosten andererseits --> Inflation.
      Ich sehe halt einen erhöhten Mindestlohn und gerechtere Verteilung von Sozialleistungen als einen besseren Weg.
      Ich habe während meinem berufsbegleitendem Studium voll gearbeitet. Das war kein Zuckerschlecken, aber hat mir auch sehr viel gebracht. Ich kenne Künstler die sagen, die knappen und unsicheren Zeiten hätten sie zu Höchstleistungen gebracht (ok, ich kenne auch welche, die von der abgesicherten Freiheit träumen). Ich gehöre zu denen, die sich nicht gerne "etwas schenken" lassen, wenn ich nicht in einer Notlage bin. Ich fühle mich schlecht dabei, auch wenn ich es anderen zugestehen möchte. Ist halt nicht jeder gleich und ich glaube deswegen auch nicht, dass man sagen kann, "die Menschen" werden so oder so reagieren...
      Naja, wie auch immer, entschuldige den langen Text, man könnte ja tagelang debattieren. Frohe Feiertage!

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